Ein Bericht von Meike Krämer

Ein Montagabend Anfang Januar vor der St. Markus-Gemeinde in Hamburg-Hoheluft. Ich bin total durchgefroren und froh, als ich die Tür zum Gemeindesaal öffne und mir mollige Wärme und ein buntes Stimmengewirr entgegenschlägt.

Vier Tische sind aufgebaut, an denen jeweils ein Lehrer oder eine Lehrerin vier bis sechs Neu-Hamburger in Deutsch unterrichtet. Die meisten Lernenden kommen aus Eritrea und Äthiopien und finden sich Woche für Woche beim Deutschunterricht von HAMBURGER*MIT HERZ ein, um sich in ihrem momentanen Zuhause besser zurechtzufinden. „Wir bieten eine geschützte und entspannte Atmosphäre, in der sich alle wohlfühlen“, erklärt mir Valentin Asensio, der das Projekt ehrenamtlich seit einem halben Jahr unterstützt.

Ich gehe von Tisch zu Tisch, von erwartungsvoller Stille zu losgelöstem Gelächter. Von konzentriertem Stirnrunzeln zum erlösenden Aha-Moment. Zwischendrin zwei kleine Mädchen, die lachend versuchen, die Erwachsenen in ihr Spiel einzubeziehen. Es macht mir großen Spaß, das Treiben zu betrachten und am liebsten würde ich mir sofort ein Übungsheft schnappen und mitmachen.

Insgesamt 15 Themenblöcke werden hier mit den Geflüchteten spielerisch erarbeitet, erklärt mir Valentin kurze Zeit später. Darunter beispielsweise „Familie“, „Lebensmittel einkaufen“, „Feste und Wünsche“ und „Religion in Deutschland“ – alles am Alltag der Lernenden orientiert und von einem Lehrer für Deutsch als Fremdsprache, Justus Barg, entwickelt. Dann treffe ich Peter Kähler, 76, der hier seit über zwei Monaten regelmäßig Deutschunterricht gibt. Es gehe noch weit über das Erlernen einer neuen Sprache hinaus, sagt mir der ehemalige Marktforscher. „Wir geben hier auch ganz praktische Alltagstipps und helfen den Schülerinnen und Schülern, sich in Hamburg gut zurechtzufinden.“ Mittlerweile hat Peter seine feste Gruppe von Lernenden, die jede Woche zu ihm kommt. „Wir haben Vertrauen zueinander aufgebaut und eine tolle Vertrauensbasis geschaffen“, erzählt er.

Plötzlich läutet es zur Pause und die Schüler und Lehrer verlassen den Unterrichtsraum, um frische Luft zu schnappen oder eine Kleinigkeit zu essen. Ich setze mich zu einem jungen Mann, der gerade allein an einem der Tische sitzt. Michael Neamin kommt aus Eritrea. Seit einem Jahr nutzt er das Deutschunterricht-Angebot und kommt ein- bis zweimal pro Woche in die St. Markus-Gemeinde. „Der Deutschunterricht hat mir sehr geholfen“, sagt der 26-Jährige. „Als ich das erste Mal hier war, konnte ich noch kein Wort Deutsch.“ Mittlerweile sind seine Sprachkenntnisse so gut, dass er noch in diesem Jahr eine Ausbildung zum KFZ-Mechaniker anfangen wird.

Der Sprachunterricht ist jede Woche gut besucht und es werden ständig neue Lehrer gesucht. Vorkenntnisse sind keine nötig, wie mir Valentin versichert. „Man kann auch erstmal nur zum Zuschauen vorbeikommen und sich das Ganze in Ruhe angucken“, fügt der 26-Jährige hinzu. Eine kurze Mail an fluechtlingshilfe@hamburger-mit-herz.de genügt. Interessierte können auch spontan entweder montags zwischen 16-20 Uhr oder donnerstags zwischen 10-13 Uhr ins Gemeindezentrum der St. Markus-Kirche in der Heider Straße 1 im Hamburger Stadtteil Hoheluft kommen.