Wie Peter Bankowski plötzlich Pate eines äthiopischen Jungen wurde

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Aufgezeichnet von Meike Krämer

Peter Bankowski, 62, lebt seit über 30 Jahren in Hamburg. Der gebürtige Niedersachse ist Osteopath mit eigener Praxis in der Hansestadt. Seit drei Jahren ist er Pate des äthiopischen Jungen Armani aus Mekerie. Hier ist seine Geschichte.

„Ein Freund von mir wurde 2014 gefragt, ob er über die nächste Reise des Vereins nach Äthiopien einen Film machen könnte. Ich war bei der Besprechung dabei und habe ganz spontan gesagt, dass ich wahnsinnig gerne mitfahren würde. Mich hat sehr interessiert, was vor Ort gemacht und wie genau geholfen wird. Und so haben wir es gemacht. Das war quasi eine Reise ins Mittelalter, so ursprünglich habe ich mir Äthiopien fast nicht vorgestellt. Die Reise war ein wirkliches Abenteuer und mir ist bewusst geworden, wie schwer es ist, das Richtige zu tun.

Man überweist ja schnell mal Geld für die Afrikahilfe, meistens werden davon Brunnen gebaut. Aber viele Brunnen zu bauen, ist oft nicht das Entscheidende. Manchmal graben sie sich nämlich gegenseitig das Wasser ab. Das Tolle bei HAMBURGER*MIT HERZ ist, dass die Menschen vor Ort in solche Problemlösungen mit einbezogen werden. Sie werden nach ihrer Meinung gefragt und entscheiden mit – und man stülpt ihnen nicht einfach von außen etwas über. Das war für mich ganz entscheidend.

Das Allerwichtigste aber war: Wenn man helfen will, dann muss man bei den Kindern anfangen. Damit, ihnen Bildung zu geben, sodass sie aus sich heraus etwas an ihrer Situation ändern können. Ich glaube, das ist die einzige Chance, die sie haben. Und andererseits habe ich gedacht: Hoffentlich werden nicht zu schnell Bedürfnisse geweckt, die wir aus unserem Leben kennen, wo so viel Geld für dummes Zeug ausgegeben wird. Ein paar Stunden entfernt von Mekerie sind beispielsweise Orte, die Strom haben. Da ist das Leben ganz anders, es läuft zum Beispiel den ganzen Tag der Fernseher – das gibt es in Mekerie nicht.

Mir wurde dadurch klar, dass jeder Akt der Hilfe Dinge mit sich bringt, die man hinterfragen sollte. Hilfe zur Selbsthilfe ist dabei eins der schwierigsten Themen überhaupt: Was brauchen die Kinder wirklich, um glücklich zu sein? Klar ist, sie sollten nicht hungern! Und sie müssen, wenn sie erwachsen sind, Chancen bekommen, Aussicht auf Arbeit haben.

Dass ich auf dieser Reise Pate eines Kindes werden würde, war nicht geplant. Aber es gab einen Junge, der mich, ich weiß nicht warum, ins Herz geschlossen hat. Er war immer an meiner Seite und versuchte, meine Hand zu nehmen – ganz süß. Er war das schmutzigste Kind von allen, seine Hose hatte die meisten Löcher, seine Nase lief ständig, aber er hatte ein sehr süßes Lächeln. Ich bin dann häufiger mit ihm zu einer Wasserpumpe gelaufen und habe ihm gezeigt, wie man sich wäscht. Ich glaube, das fand er toll.

Dann sind wir irgendwann zum Schneider gegangen. Auch das ist wichtig, dass man nichts aus Deutschland mitbringt, was es auch in Mekerie gibt. Möglichst vor Ort kaufen, damit die Menschen selbst etwas produzieren oder verkaufen können. Ich habe ihm also eine neue Schuluniform gekauft und da standen plötzlich 30 weitere Kinder (lacht). Ich habe dann für alle Kinder, die barfuß liefen, Schuhe gekauft. Die Eltern haben das Geld dafür nicht, aber für jemanden, der aus Deutschland kommt, kostet das fast nichts. Das war keine große Sache, insbesondere verglichen damit, dass andere eine Schule in Mekerie aufgebaut haben und andere großartige Dinge vor Ort geleistet haben.

Aber mir war nach der Reise klar: Es ist ein tolles Gefühl, mit für uns so wenig Geld einem Kind die Schulbildung zu ermöglichen. Aus diesem Gefühl heraus ist dann auch die Patenschaft mit meinem Patenkind Armani entstanden. Seitdem schreiben wir uns etwa ein- bis zweimal im Jahr Briefe und ich unterstütze ihn jeden Monat finanziell. Bei HAMBURGER*MIT HERZ weiß ich durch meine Reise genau, dass alle mit unheimlich großem Engagement dabei sind und die Spenden direkt in Mekerie ankommen.“