In den kommenden Tagen reise ich zum zweiten Mal in verschiedene Flüchtlingscamps und Krankenhäuser in Griechenland. Inzwischen kooperieren HAMBURGER*MIT HERZ und DocMobile, die Ärzte vor Ort, seit knapp drei Monaten. Auf meiner ersten Reise ging es darum, vor Ort zu sehen und zu verstehen, was genau in Griechenland vor sich geht. Ich war schon immer überzeugt davon, dass man eine Krise nur dann im Ganzen erfassen kann, wenn man die Distanz zu den Betroffenen verringert, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Deshalb bin ich bereits nach Äthiopien gereist und war auf einem Rettungsschiff auf dem zentralen Mittelmeer.

Nie hätte ich jedoch solche Lebensbedingungen für möglich gehalten, wie ich sie im griechischen Camp Moria vorgefunden habe – auf europäischem Boden! Die Menschen leben total ungeschützt, zum Teil auf dem Boden oder bestenfalls in Zelten. Im Außenbereich des Camps laufen sie an improvisierten Behausungen vorbei, an Müllbergen und Fäkalien. Hier, in all dieser Trostlosigkeit, leben Familien mit Kindern. Die Kleinen passen sich schnell ihrer Umgebung an, spielen auf der Straße zwischen den Müllbergen mit streunenden Hunden. Abends spielen sie am offenen Feuer. Nicht selten tragen sie Brandverletzungen davon, weil sie dem offenen Feuer, einem heißen Topf oder Funkenflug zu nah kommen. Behandelt werden sie dann in diesen und vielen weiteren Fällen von den Ärzten von DocMobile, denn Griechenland ist mit der Versorgung völlig überfordert. Zahlreiche weitere internationale NGOs eilen den Menschen überall im Land zu Hilfe.

Wenn man die Welt zu einem besseren Ort machen möchte, dann weiß man heute schon gar nicht mehr, wo man damit beginnen soll. Dass aber irgendwo damit begonnen werden muss, ist wohl allen klar. In DocMobile haben wir einen tollen Partner gefunden, der täglich mit internationalen Ärzteteams Hunderte Geflüchtete und zunehmend auch Griechen an insgesamt vier Standorten medizinisch versorgt. Unsere Aufgabe wird es sein, DocMobile in Deutschland noch bekannter zu machen, unser Know-How zum Thema Fundraising einzubringen und die freiwilligen Helfer zu vernetzen. Inzwischen können Sie den Geschäftsführer von DocMobile, Kai Wittstock, regelmäßig in unserer Herzkammer antreffen und sich mit ihm austauschen. Ich kann jeden nur einladen, uns zu besuchen und sich bei uns zu informieren. Es mangelt nicht an Ideen und Orten, lassen Sie es uns gemeinsam anpacken! Kontakt zur Herzkammer gibt es hier:

Adresse: Heiderstraße 1 in 20251 Hamburg/Hoheluft

Tel: 040/325390000.

Liebe Unterstützerinnen und Unterstützer,

heute möchte ich Ihnen von den Eindrücken erzählen, die Maik Lüdemann und ich zusammen mit dem Vorstand von „DocMobile – Medical Help! e.V.“ auf Lesbos gesammelt haben und Ihnen unsere Erlebnisse schildern. Außerdem können Sie hier im Video sehen, wie das Leben im Camp Moria Tag für Tag abläuft und unter welchen Umständen Geflüchtete hier leben.

Ende Teaser / Homepage:

Wir erreichten die Hauptstadt der griechischen Insel am Freitag, den 24. November 2017. Ich habe sofort gespürt, dass diese Insel anders ist. Warum waren wir auf Lesbos? Wir wollen den Verein DocMobile dabei unterstützen, Geflüchteten auf Lesbos durch den Winter zu helfen. Unser Partner entsendet ehrenamtliches, medizinisches Personal nach Athen, Patras, Thessaloniki, Lesbos und sogar Bangladesch. Die Vorstände beider Vereine haben sich nun für eine gemeinsame Winternothilfe mit dem lokalen Schwerpunkt Moria auf Lesbos entschieden. Nichtsdestotrotz konnten wir während unserer kurzen Zusammenarbeit bereits in der ersten Dezemberwoche gemeinsam die Mittel für die Reparatur eines Rettungswagens in Thessaloniki einwerben.

Auf Lesbos selbst haben wir am 25. November das Camp Moria besucht. Nie hätte ich es für möglich gehalten, in einem europäischen Land auf solche Lebensbedingungen zu treffen. Dazu sollte man wissen, dass 40 Prozent der Neuankömmlinge (lt. UNHCR) in 2017 Kinder waren. Die anderen 60 Prozent verteilen sich gleichmäßig auf Männer und Frauen. Es sind also Familien, die, auf der Suche nach Schutz in Zelten zwischen Müll und Exkrementen campieren. Die griechische Regierung ist offenbar nicht in der Lage, die Menschen vor Ort zu versorgen. Ohne Hilfsorganisationen würde die Versorgung gänzlich zusammenbrechen. Der griechische Migrationsminister Ioannis Mouzalas hat unter diesen Umständen gegenüber Spiegel Online am 07.12.2017 Todesopfer im kommenden Winter nicht ausgeschlossen.

Am 26. November besuchten wir das Lager erneut. Kai Wittstock von DocMobile e.V. gab dem NDR gerade ein Interview, als der afghanische Junge Massod den Kontakt zu uns suchte. Er wollte, dass wir ihm folgen und das Camp filmen. Wir lehnten ab, weil das Filmen verboten ist. Schließlich bat er uns zu warten, ging in das Camp und brachte uns 30 Minuten später einen Film, den er mit seinem Mobiltelefon über das Leben in Moria aufgenommen hatte. Heute zeigen wir Ihnen diesen Film.

Der Winter naht. Gemeinsam mit DocMobile e.V. möchten wir uns dafür einsetzen, dass die Menschen in Moria medizinisch versorgt werden. Das geschieht derzeit nur sehr ungenügend. Wir haben dazu eine Spendenaktion angelegt und möchten Sie von Herzen bitten, den Film in Ihrem Freundes- oder Bekanntenkreis zu zeigen, vielleicht in den sozialen Medien zu teilen und für die Aktion zu spenden. Für 15€ kann zum Beispiel die Bronchitis eines Kindes behandelt werden. Für 25€ finanzieren wir einer schwangeren Frau für drei Monate die nötigen Vitaminpräparate und für 50€ kann ein medizinisches Gerät (z.B. Otoskop) beschafft werden.

Wir halten Sie auf der Projektseite www.grenzenlose-Haltung.de und auf unserer Facebook-Seite weiter auf dem Laufenden.

Bitte senden Sie mir Ihre Fragen.

 

Herzliche Grüße

Ihr Gorden Isler

Martina Lammers wird HAMBURGER*MIT HERZ ,

Martina Hammers aus Lüchow entscheidet sich, ihre farbenfrohen Stillleben von Blumen für einen guten Zweck zu verkaufen. Deshalb spendet Sie sämtliche einnahmen an die Seenotrettungshilfe von HAMBURGER*MIT HERZ e.V.

Aufgezeichnet von Meike Krämer

Sebastian Wierling ist Notfallsanitäter und lebt in Hamburg. Vergangenes Jahr wurde er durch einen Kollegen auf die Arbeit des Seenotrettungsschiffes „Minden“ aufmerksam. Gerade befindet er sich wieder an Bord des LifeBoats auf seiner Rettungsmission vor der libyschen Küste. Der 34-Jährige hatte beruflich immer mal wieder in Erstaufnahme-Einrichtungen für Flüchtlinge zu tun und begann, sich für die Hintergründe der Geflüchteten zu interessieren: Woher kommen die Menschen? Wie sind sie in Hamburg gelandet? Und aus welchen Gründen? Dies ist seine Geschichte.

„Das erste Mal war ich Anfang November 2016 während meiner Urlaubszeit auf dem LifeBoat. Ich komme aus der Krankenpflege und bin im Rettungsdienst tätig, habe also schon viel erlebt und mit Menschen in Notsituationen zu tun gehabt. Auf der „Minden“ war das aber etwas ganz Anderes. Die Geflüchteten sind auf Booten eingequetscht mit 120-130 anderen Personen. Die Menschen haben keine Ahnung vom Meer, wissen nicht, was Seegang ist, können nicht schwimmen und haben keine Ahnung, wie weit es bis zur europäischen Küste ist. Sie haben eine lange Flucht hinter sich und werden dann aufs Meer geschickt. Man merkt diesen Leuten einfach an, dass sie durch sind. Sie sind psychisch und physisch am Ende, müssen dann noch ohne Vorräte und Trinkwasser über das Meer und sind mitten in dieser Weite, wo nichts ist. Sie sind fertig mit der Welt, wenn man sie an Bord nimmt. Viele sind krank, erschöpft oder haben alte Wunden, die sich entzündet haben, leiden unter Infekten, die sie nicht auskurieren können. Es sind aber auch noch ganz andere Verletzungen dabei, durch das Salzwasser, die Sonne, das Benzin und Verbrennungen durch die ständige Reibung am Boot. Irgendwann macht das der Kreislauf auch nicht mehr mit.

Da war ein Vater mit seinen zwei Kindern. Er war gar nicht mehr in der Lage, sich um die beiden zu kümmern. Er brauchte erst mal seine Zeit an Bord, um zu realisieren, dass er überlebt hat, dass seine Kinder überlebt haben, die Frau leider nicht. Auch Mütter, die neben ihrem bewusstlosen Kind sitzen, total zusammengesunken. Da ist kein Körperkontakt, man merkt einfach, dass sie auf Distanz gegangen sind. Sie haben abgeschlossen und den Gedanken akzeptiert, dass sie das nicht überleben werden. Sie haben sich psychisch distanziert und brauchen lange, bis sie sich wieder um ihre Kinder kümmern können. Auf der anderen Seite habe ich aber auch viel Menschlichkeit erlebt, weil sich beispielsweise die Männer darum kümmern, dass Frauen und Kinder zuerst an Bord des sicheren Schiffes kommen, dass Frauen sich um fremde Kinder gekümmert haben, die allein auf dem Boot waren. Sie haben diese Kinder in den Arm genommen und getröstet.

Die Menschen, die wir retten, sind sehr dankbar. Etwas, das ich hier in Deutschland im Rettungsdienst oft vermisse. Hier wird so etwas für selbstverständlich genommen, als Dienstleistung, die jedem zusteht. Aber dort rechnen die Menschen nicht damit, dass ihnen jemand hilft. Das hat mich schon auch gepackt.

Ich bin kein politischer Typ, absolut nicht. Ich habe zwar meine Meinung, aber das ist nichts für mich, dieses ganze politische Gequatsche und dieses Geschacher. Das sind Menschen in Not! Kein Mensch muss auf dem Meer sterben, keiner muss ertrinken, verhungern oder verdursten. Jeder Mensch soll leben und jeder Mensch soll seine Chance kriegen – und nicht aufgrund irgendeines komischen Wirrwarrs, wegen eines Krieges oder irgendwelcher politischen Entscheidungen, auf Wege gebracht werden, auf denen er stirbt. Das treibt mich an. In Deutschland lebe ich in einem vergleichbaren Luxus. Wir haben hier eine sichere Struktur und dort sind Leute in Not, also nehme ich ein bisschen von meinem Luxus, meinen Urlaub, und gehe da runter und helfe, damit jeder seine Chance kriegt und sein Leben weiter gestalten kann.“

© Fotos Elena Zaucke

Am 21. Dezember fand bei der Hilfsorganisation Hanseatic Help ein Informationsabend zur Menschenrettung vor der libyschen Küste statt – organisiert von Hamburger mit Herz, dem Projekt LifeBoat und den GRÜNEN Hamburg. U.a. berichteten Seenotretter Susanne Salm-Hain (LifeBoat), Maik Lüdemann und Gorden Isler von HAMBURGER*MIT HERZ e.V. von ihren Erlebnissen auf dem Rettungsboot Minden. Der informativ-emotionale Abend mit vielen Gästen endete mit einem Gedenkmoment an all die Menschen, die auf der Flucht nach Europa ihr Leben ließen.

Vor zwei Wochen erschien der Trailer für die von HAMBURGER*MIT HERZ imitierte Dokumentation MINDEN REPLYING. Das erste Bildmaterial wollen wir euch natürlich nicht vorenthalten.

Den Hauptfilm wird es dann endlich in den kommenden 3 Wochen zu sehen geben! 

Im November 2016 sind Gorden Isler und Maik Lüdemann mit auf den Seenotrettungskreuzer „Minden“ gestiegen und haben auf dem Mittelmeer Flüchtlinge vor dem Ertrinken gerettet. Im Folgenden finden Sie Links zu persönlichen Videotagebücher und Fotos.

 

Gorden auf der Minden

In den vergangenen 7 Tagen war ich zusammen mit Maik an Bord der Minden. Wir waren 2 von 8 Besatzungsmitgliedern, die sich am 01.11.2016 auf den Weg zur libyschen Küste machten, um an der 8. Rettungsmission des LifeBoat’s Minden teilzunehmen. Vor der Küste von Tripolis und Sabratah ging es um Leben und Tod. Auf unserer Mission sicherten wir das Überleben von mehr als 900 Menschen. Wir lernten die Crew der Minden kennen und wurden ein Teil davon. Darum geht es beim LifeBoat Project. Teil von etwas zu werden. Sich in die Reihe jener Menschen einzureihen, die heute etwas tun wollen, die helfen wollen während die Europäische Union versagt. „Auf See war es wir im Krieg sagt Gorden“. Es gab Kriegsschiffe der Sofia Mission, Schiffe der italienischen und libyschen Küstenwache, spanische Aufklärungsflugzeuge, Gummi- und Holzboote voller Menschen in Seenot und die Rettungseinheiten von Jugend rettet e.V., MOAS, Ärzte ohne Grenzen und unser LifeBoat Minden.
Wir waren oft zuerst vor Ort. Es ging um Minuten. Jedes spätere Eintreffen hätte Menschenleben gekostet. Es gab Männer zu Wasser, die um ihr Leben schrieen. Es gab Mütter, die uns weinend ihre Kinder anvertrauten. Es gab auch Flüchtlinge, die es nicht geschafft haben und es gab Kinder, die vor Erschöpfung in unseren Armen einschliefen. Wir wurden von der Leitstelle in Rom im Stich gelassen und haben damit die Spur eines Gummibootes verloren. Wäre nur ein Europäer auf genau diesem Gummiboot gewesen, hätte man in Rom alle Hebel in Bewegung gesetzt. Doch man überlies uns allein ein Suchgebiet von 1400 Quadratkilometer! Wir sahen Szenen und Bilder, die hierzulande nicht gezeigt werden, weil sie scheinbar nicht von öffentlichen Interesse sind. Wir zeigen euch in Kürze alles. Denn wir haben es auch gesehen. Das LifeBoat Project muss seine Arbeit fortsetzen, sonst wird das Sterben im Mittelmeer weitergehen.

 

Tag 1 – Auf dem Weg ins Suchgebiet vor der libyschen Küste

Vom Weg in Suchgebiet, den ersten Eindrücken, Erwartungen und der Nachtwache.

 

Tag 2 & 3 – Von der Ankunft vor Libyen bis zum ersten Einsatz.

Von der Ankunft im Suchgebiet, dem ersten Einsatz und Begegnungen auf dem Mittelmeer.

 

Tag 4 – Der längste Tag.

Von 520 geretteten Menschen, Grenzen der Belastbarkeit und Bildern wie im Krieg.

 

Tag 5 – Zwei Nadeln im Heuhaufen.

Von der Suche zweier Gummiboote, von Erfolg, Misserfolg und dem Versagen des MRCC.

Am 28.Oktober 2016 haben sich die 15 und 16jährigen Larissa, Mieke, Vincent und Leon auf den Weg nach Malta gemacht. Die vier Hamburger Schüler*innen des Heinrich-Heine-Gymnasiums haben dort die Menschen von LifeBoat getroffen, die seit Monaten ehrenamtlich Flüchtenden vor der libyschen Küste mit einem Rettungs-Schiff zu Hilfe eilen. Mehr als 1000 Menschen hat die Crew des Hamburger Schiffes „Minden“ bereits das Leben gerettet. LifeBoat ist die Initiative einer Handvoll erfahrener See- und Rettungsleute und engagierter Privatpersonen um Projektleiterin xy aus Norderstedt, die nicht länger tatenlos zusehen wollten, wie Menschen im Mittelmeer ertrinken: „Als Europäer handeln wir, während nachhaltige politische Lösungen bisher nicht in Sicht sind. Als See- und Rettungsleute tun wir schlicht unsere Pflicht nach den Regeln der zivilen Seefahrt.“

Im Rahmen dieser Mission startete die Kooperation zwischen HAMBURGER*MIT HERZ und der Organisation LifeBoat. Wir machen das Anliegen von #MindenRescue zu unserem Anliegen und bitten Sie, sich uns anzuschließen! Zusammen mit den Hamburger Schüler*innen möchten wir nicht nur informieren, sondern zum Spenden für das LifeBoat-Projekt aufrufen. Spenden, die das LifeBoat- Projekt mit dem Rettungs-Schiff „Minden“ dringend braucht, um das Leben von flüchtenden Kindern und Familien auf hoher See zu retten. Neben der Rettung von Menschen aus akuter Seenot hat LifeBoat zudem mit der Unterstützung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtenden sowie von Familien mit Kindern in den Auffanglagern an Land begonnen.

Die Jugendlichen des Heinrich-Heine-Gymnasiums haben an Bord und im Hafen von Malta einen ehrlichen, altersgemäßen aber unverfälschten Eindruck der heutigen Lebensrealität vieler Flüchtender erhalten. Die Schüler*Innen machten zudem eine kurze Fahrt auf der „Minden“, um ein möglichst reales Gefühl dafür zu bekommen, wie die Crew Leben rettet – selbstverständlich war das kein Rettungseinsatz.

Außerdem haben sich zwei HAMBURGER*MIT HERZ, Maik Lüdemann und Gorden Isler, selbst für eine Rettungsmission als Besatzungsmitglieder beworben: “Wir finden die Arbeit von Organisationen wie LifeBoat sehr wichtig. Schließlich werden die Familien auf den Booten selbst dann aufs offene Meer gesandt, wenn keine Rettungsschiffe vor Ort sind. Deshalb möchten auch wir auf die untragbare Situation im Mittelmeer aufmerksam machen und Teil der Lösung dieses Problems werden.“